Inklusion – was ist das?
Inklusion ist ein Weg
... und Wege muss man gehen. Das Wort Inklusion ist sehr groß und sehr kompliziert - zumindest auf den ersten Blick. Praktisch kann es aber jede:r umsetzen und mit Leben füllen.
Was "Inklusion leben" heißen kann, können Sie hier und auf den folgenden Seiten nachlesen. Wir haben ein paar Grundbegriffe und Grundhaltungen erklärt.

Bildbeschriftung:
- erster Kreis: (Manche/Besondere) Menschen werden ausgeschlossen
- zweiter Kreis: (Manche/Besondere) Menschen müssen sich anpassen.
- dritter Kreis: Jede:r ist wichtig und wird beachtet
Bilderklärung:
Menschen mit Behinderungen oder anderen Besonderheiten können unterschiedlich stark Teil der Gesellschaft werden/sein. Das Bild zeigt, wie Menschen teilnehmen und andere sie sehen. Ziel ist "Normalität in Verschiedenheit". Es wird deutlich: Inklusion ist ein geschichtlicher und gesellschaftlicher Vorgang.
Inklusion als Recht
Bildbeschriftung:
Inklusion als Menschenrecht wie Freiheit, Gleichheit und Würde.
Bilderklärung:
Die Menschenrechte gelten für alle Menschen auf der ganzen Welt.
Darin steht zum Beispiel: „Jeder hat als Mitglied der Gesellschaft das Recht auf soziale Sicherheit und Anspruch darauf […] in den Genuß der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu gelangen, die für seine Würde und die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit unentbehrlich sind.“ (Art. 22)
Das heißt: Jede:r hat das Recht gut in der Gesellschaft zu leben.
Die Erklärung der Menschenrechte kann man hier nachlesen:
Außerdem gilt seit 2009 auch in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention.
Darin steht auch vieles zur "Gleichberechtigten Teilhabe an der Gemeinschaft (Inklusion)".
Inklusion als Selbstverständlichkeit

Bildbeschriftung:
Verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen stehen (für ein Gruppenfoto) zusammen und sind sehr fröhlich. Der Fotograf sagt zu ihnen, dass sie bitte angemessen ernst und traurig aussehen sollen, weil es ihnen wegen ihrer Behinderung ja schlecht geht.
Das Bild spielt mit Vorurteilen: Menschen mit Behinderung muss es doch schlecht gehen. Sie leiden doch unter ihrer Behinderung. Menschen mit Behinderungen erregen doch Mitleid bei anderen.
Das Bild ist ironisch gemeint. Eigentlich meint es, dass Menschen eben Menschen sind - egal ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Das gilt auch für ihren Umgang mit dem Alltag, den Herausforderungen, die sie bewältigen müssen und ihre Stimmung.
Bilderklärung:
Inklusion ist eine Selbstverständlichkeit! Es ist normal, dazuzugehören - mit dabei zu sein. Es ist normal, verschieden zu sein.
Dazu gehört:
- Kooperation, Kommunikation
- Solidarität
- Mensch im Mittelpunkt
- Präsenz im (öffentlichen) Leben
- Beteiligung
- Kreativität und Humor
Für wen gilt Inklusion
"Inklusion ist ein Ansatz, der auf der Basis von Bürgerrechten argumentiert, sich gegen jede gesellschaftliche Marginalisierung wendet und somit allen Menschen das gleiche volle Recht auf individuelle Entwicklung und soziale Teilhabe ungeachtet ihrer persönlichen Unterstützungsbedürfnisse zugesichert sehen will." (Hinz, 2006)
Inklusion gilt für alle Menschen. Sie gilt für Menschen, die schon mitbestimmen und mitgestalten. Sie gilt auch für Menschen, die am Rand stehen.
Wir wollen, dass alle Menschen selbstbestimmt, gleichberechtigt und in hohem Maß selbstständig leben können. Es soll keine Hindernisse geben
- egal, wie alt sie sind
- egal, welches Geschlecht sie haben
- egal, woher sie kommen
- egal, ob mit oder ohne Behinderung.
Inklusion bedeutet praktisch
Wichtige Grundbegriffe von Inklusion sind:
- Teilhabe
- Selbstbestimmung
- Lebensqualität
Dazu gehört nicht:
- Alle Sondereinrichtungen und spezialisierte Angebote abschaffen. Sondern: Wahlmöglichkeit/Alternativen und Begleitung anbieten.
- Zwang zur Gemeinschaft. Sondern: Recht und Möglichkeit geben.
- „Alle machen das gleiche“. Sondern: Alle haben die gleichen Rechte und den gleichen Wert
Theorien zu Inklusion
Es gibt keine einheitliche Inklusions-Theorie. Der Grundgedanke setzt sich aus vielen verschiedenen Ansätzen zusammen.
Hier die wichtigsten:
- Diversität / diversity
- Empowerment / Selbstkompetenz
- Systemtheorie (Luhmann)
- Lebenswelt- / Sozialraumorientierung (u.a. Thiersch)
- Capability-Approach bzw. Befähigungsansatz (Nussbaum & Sen)
- Normalisierungsprinzip (Bank-Mikkelsen,Nirje, Wolfensberger)
- Assistenz-Modell
- Disability Studies / Studien über Behinderung
Und wie sieht die Realität aus?
Es gibt Untersuchungen zur sogenannten "Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (Heitmeyer)". Sie zeigen das Gegenteil von Inklusion: die Ungleichwertigkeit von Gruppen in der Gesellschaft.
Der Bericht des UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen (CRPD-Ausschuss) vom April 2015 zeigt auch Ungleichheiten auf. Sie sagen: Es ist wichtig, dass Menschen mit Behinderungen selbstständig leben können. Besonders bei Menschen mit psychosozialer Behinderung gibt es noch Probleme. Und bei den Strukturen für Inklusion.
Es ergibt sich ein gemischtes Bild. Vieles wurde bereits angestoßen und ist auf dem Weg. Die positiven Beispiele können sie zum Beispiel in der Abschlussdokumentation des Modellprojekt „Inklusive Gemeinde VG Mitterteich“ nachlesen: hier als PDF herunterladen.
Wo können wir etwas verbessern?
- Barrierefreiheit in jeglicher Hinsicht: also möglichst wenig Schranken und Blockaden in den Köpfen (Vorurteile im Zusammenleben), in Gebäuden und im öffentlichen Leben (baulich und Mobilität) und in Texten („Leichte Sprache“).
- Ausbau von Assistenzsystemen: Unter-/Obertitel, Audiodeskription, Apps, Gebärdensprachdolmetscher:innen, Verständnisdolmetscher:innen, Braille-Schrift, Assistent:innen zur Bewältigung des Lebensalltags, Strukturen und Netzwerke die Halt und Hilfe sichern
- Gesellschaftliche Öffnung / Offenheit: Eine „inklusive“ Haltung, den Blick auf die Ressourcen und Fähigkeiten der Personen lenken, Beteiligung ermöglichen, Dialoge auf Augenhöhe führen
- Demokratie / Beteiligungskultur: Rechte haben und wahrnehmen, Strukturen bei denen die Menschen im Mittelpunkt stehen, die sogenannten “Rand-Gruppen” der Gesellschaft mitdenken, Zugangsbarrieren abbauen, eine Haltung der Verantwortlichkeit, Bildung zur Demokratie und Orte „gelebter“ Demokratie